Karriere im Handwerk: Lasses Weg vom Praktikanten zum Chef + Tipps für Azubis

Lasse suchte einen Ausbildungsplatz. Am Ende wurde er Geschäftsführer. Erfahre in unserem Interview, wie es dazu kam und welche Tipps er für Gärtner*innen und Azubis hat wenn es um das Thema Karriere im Handwerk geht.

Ausbildung im Handwerk. Da denken viele erstmal nicht an Karriere, Geschäftsführung, Unternehmertum und Führungspositionen.
Dass das aber gar nicht so abwegig ist und durchaus realistisch auch trotz fehlender Hochschulzugangsberechtigung, das zeigt das Beispiel von Lasse Nikodym.

 

Aber was genau braucht es, um Karriere im Handwerk zu machen? Wie wird man zum Chef mit eigenem Betrieb und Angestellten? Und welche Fragen sollte man sich stellen, wenn man mit dem Gedanken spielt eine Ausbildung zu machen?

 

Erfahre in unserem Interview mit Lasse, wie er selbst zum Chef im ehemaligen Ausbildungsbetrieb wurde und was er anderen rät, die vielleicht auch eine Karriere im Handwerk anstreben und ihre Leidenschaft zum Beruf machen wollen.

 

 

Sind wir ehrlich: Es gibt keinen 1 zu 1 Plan, wie man Chef eines bestehenden Betriebs wird und Karriere im Handwerk macht.

Denn am Ende liegt es nicht nur am Können und Wollen jedes Einzelnen, sondern vor allem auch am Betrieb selbst und vielem mehr. Wenn aber jemand geeignet ist über das Thema Karriere im Handwerk zu sprechen und den einen oder anderen einen guten Tipp geben kann, mit dem sich die Chancen sicher erhöhen lassen, dann wohl Lasse Nikodym.

 

Lasse ist ehemaliger Azubi und Geselle, mittlerweile staatl. geprf. Techniker im Garten- und Landschaftsbau und mit über 15 Jahren Berufserfahrung im In- und Ausland seit 2019 Geschäftsführer und Miteigentümer von Tulpe Garten- und Landschaftsbau, dem Betrieb, bei dem er 2005 seine Karriere im Garten und Landchaftsbau begonnen hat.

 

Interview: Michel Saß, handwerkkannmehr.de

 

Lasse, warum Garten- und Landschaftsbau?

Mit 13 Jahren war ich bereits begeistert vom Gärtnern, von der Vielschichtigkeit und Abwechslung, die mir auch heute noch jeder Arbeitstag bietet. Mit 15 Jahren habe ich mich dann auch gegen die gymnasiale Oberstufe entschieden und für eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau.

 

Wie bist du zu deinem Ausbildungsplatz gekommen?

Durch ein Schülerpraktikum bei Markus Prehn, mit dem ich heute zusammen das Unternehmen als Geschäftsführer leite. Damals war ich 13 und in den folgenden zwei Jahren habe ich in den Ferienzeiten immer wieder bei Tulpe mein Taschengeld aufgebessert. Als ich meine Ausbildung bei Tulpe gestartet habe, war ich der Firma also nicht fremd.

 

Du wolltest eigentlich noch ein Studium drauf setzen, stimmt’s?

Ja, ich wollte immer Landschaftsarchitektur studieren. Natürlich ist es ein längerer Weg, über eine Berufsausbildung zum Studium zu kommen, als direkt nach dem Abi zur Uni zu gehen, aber für mich war eine Ausbildung essentiell, da ich wissen wollte, worüber ich spreche, wenn ich als Architekt Anweisungen an die ausführenden Gärtner geben würde.

 

Das ist ja eine der tollen Sachen im Handwerk, dass man selbst mit einem Hauptschulabschluss studieren kann, wenn einen der Bereich interessiert, man motiviert ist und bereit dazuzulernen.

Aber am Ende ist das praktische Wissen und Können das, was zählt – gerade im Handwerk.

 

Wie war deine Ausbildung bei der Firma Tulpe in Lübeck?

Meine Ausbildungszeit war sehr abwechslungsreich und meine Kollegen gaben mir alle Möglichkeiten meine Stärken zu entfalten.

Schon während der Ausbildung hatte ich immer wieder die Möglichkeit auch selbstständig kleinere Aufgaben und Arbeiten durchzuführen. Das hat zum Einen mein Selbstbewusstsein gestärkt, zum Anderen konnte ich das neue Wissen und Können auch gleich gegenüber den Kunden zur Anwendung bringen – ein starkes Gefühl, das mich noch weiter motiviert hat.

 

 

Wie kamst du auf den Gedanken später einen eigenen Betrieb zu führen?

Nach drei Jahren habe ich meine Ausbildung als zweitbester Landschaftsgärtner des Landes Schleswig-Holstein abschließen können. Das war alleine schon eine tolle Sache, aber es kam noch besser: Nach diesem tollen Abschluss sagte mein damaliger Chef zu mir: „Wenn du Lust hast, kannst du ja in die Firma einsteigen oder sie mal übernehmen.“

Damals schien es noch in weiter Ferne, da ich ja noch studieren wollte. Aber es war natürlich eine super Bestätigung dafür, dass meine Person und Leistung geschätzt wird, und ab dem Zeitpunkt war es zumindest keine Utopie, sondern eine mögliche Perspektive.

 

Du hast dich aber zunächst doch dagegen entschieden …

Ja genau, der Einstieg in eine Firma brannte mir nicht unter den Nägeln. Ich wollte ja nach wie vor Landschaftsarchitektur studieren und die Welt sehen. Vor meinem Auslandsjahr in Australien absolvierte ich noch ein Praktikum beim Landschaftsarchitekturbüro „Trüper Gondesen und Partner“, um mir weiteres Wissen anzueignen.
In Australien konnte ich auch als Landschaftsgärtner tätig sein und lernte so Landschaftsbau auf einem anderen Kontinent kennen.

 

Wie sahen deine weiteren Stationen aus in Sachen Karriere im Handwerk?

Um dem Ziel der Landschaftsarchitektur näher zu kommen, bewarb ich mich im Anschluss an der Peter-Lenné-Schule in Berlin für eine zweijährige Weiterbildung zum Techniker im Garten- und Landschaftsbau, als Voraussetzung, um ein Studium beginnen zu können. Den Techniker in der Tasche ging ich nach zwei Jahren Berlin aber erst einmal nach Süddeutschland, wo ich in der Bauleitung arbeitete, um wieder etwas Geld zu verdienen.

Während all den Jahren hielten Markus und ich immer Kontakt. Auch der Einstieg in das Unternehmen war immer wieder Thema und wuchs von Jahr zu Jahr.

 

Und dann folgte der Einstieg als Teilhaber in die Firma?

Genau, 2016 musste ich mich entscheiden, ob ich meinen Plan vom Landschaftsarchitekturstudium weiter verfolgen oder doch am Einstieg bei Tulpe arbeiten sollte.
Ich entschied mich für Lübeck. Nach weiteren gut zwei Jahren reichlichen Überlegens, was und wie der beste Weg wäre, das Unternehmen gemeinsam zu führen, gründeten Markus und ich Anfang 2019 die Tulpe Garten- und Landschaftsbau OHG. Seit dem Tag bin ich nunmehr Chef und leite die Geschicke der Firma, um unsere Leidenschaft, die Natur, mit anderen Menschen zu teilen und um auch in Zukunft viele tolle Gärten zu gestalten und zu bauen.

 

Worauf legst du als Chef heute wert bei der Ausbildung in deinem Betrieb?

Wer eine Ausbildung bei uns anfangen möchte, sollte in jedem Fall Lust und Freude mitbringen mit uns zusammen Gärten zu bauen. Ein Meister ist noch nie vom Himmel gefallen, das handwerkliche Know-How wirst du bei uns in deiner Ausbildung erlernen. Die Freude und den Spaß an dem, was du tust, musst du aber mitbringen, denn nur so wirst du erfolgreich werden in deinem Beruf.

 

Wer bei uns seine Karriere startet, wird vom Team aufgenommen und unterstützt. Nicht jeder kann alles gleich gut, jeder einzelne hat seine Stärken im facettenreichen Alltag des Landschaftsbaus. Durch deine neuen Kollegen wirst auch du deine Stärken finden – und bei dem, was dir schwer fällt unterstützen wir dich, damit du deine Ausbildung erfolgreich abschließt.

 

Wir wollen, dass sich die Auszubildenden bei Tulpe auch gegenseitig unterstützen. So ist es unser Anliegen, dass wir in jedem Jahr mindestens einen neuen Berufseinsteiger zu uns ins Team holen, der von seinen jungen Kollegen schon was lernen kann.

 

Hast du Tipps für Azubis und Gärtner*innen, die Karriere machen wollen?

Wenn du deine Karriere bei uns starten willst, solltest du ein bisschen Kondition und Ausdauer mitbringen, denn das wird dir den Einstieg in die körperliche Arbeit etwas erleichtern. Aber keine Sorge, wenn nicht ist auch nicht schlimm, Kraft und Ausdauer kommen mit der Zeit.

Wichtig ist, dass du hinter dem stehst, was du tust und wir durch deine Neugier und Interesse merken, dass du dich für die Arbeit begeisterst. Dann geben deine Kollegen ihr Wissen auch gern an dich weiter und du wirst schnell ein Teil unseres Teams.

Wenn du viel Eigeninitiative aufbringst und dein theoretisches Wissen aus der Schule mit dem praktischen Arbeitsalltag verknüpfst, stehen die Chancen gut auch schnell eigene kleine kleine Projekte umzusetzen. So gelingt der Einstieg in die eigenständige Arbeit am besten. Das ist die beste Voraussetzung für eine Karriere im Handwerk.

Was würdest du jungen Menschen raten, die überlegen, ob sie eine Ausbildung im Bereich Garten- und Landschaftsbau machen wollen?

Wenn du überlegst was Du machen willst – und der Garten-und Landschaftsbau dein Interesse geweckt hat komm zu uns und mach ein Praktikum um den Landschaftsbau hautnah zu erleben. Im Rahmen des Praktikums wirst du unseren Betrieb und die Kollegen kennenlerne die mit uns Arbeiten, in dieser Zeit kannst du dich ausprobieren und feststellen ob du die Grundsteine deiner Karriere bei uns legen willst.

Der Landschaftsbau ist so vielfältig das jeder seine Passion finden kann. Die Ausbildung wird Dir den Grundstock des Wissen vermitteln, danach stehen dir eine Vielzahl an Möglichkeiten offen dein wissen zu vertiefen und dich zu spezialisieren.

Zu Gärtnern heißt es die Ärmel hochkrempeln und sich die Hände schmutzig zu machen was in keinem Falle negativ ist, denn du wirst sehen das es Dich nicht nur erfüllt, sondern auch die Menschen, denen du mit deiner Arbeit Lebensqualität und Freude schenkst. Das immer wieder mit der eigenen Arbeit zu erreichen ist unglaublich Erfüllend. Das Garten und Landschaftsbau Handwerk steht für das was Dir jeden Tag begegnet und unsere Welt prägt und Gestaltet.

 

Meine Tipps für Berufseinsteiger in der Übersicht:

• Entdecke die spannenden und vielfältigen Karriere Chancen im Handwerk
• Schau dir den Betrieb mal an für den du dich interessierst, mach ein Schülerpraktikum o.e.
• Starte mit einer Ausbildung, studieren kannst du dann immer noch.